HERSTELLER
Hohenloher Schuleinrichtungen GmbH & Co. KG
Öhringen
hohenloher.de
DESIGN
UP Designstudio GmbH
Stuttgart
updesignstudio.de
Während der Frontalunterricht in vielen Schulfächern ausgedient hat, ist er in naturwissenschaftlichen Fächern nach wie vor präsent. Das liegt unter anderem an der für Experimente notwendigen Infrastruktur, die bislang feste Raumstrukturen erforderte. Der mobile MedienBuddy dreht die Verhältnisse um und stellt Strom, Gas und Internet genau dort bereit, wo die Medien von den Lerngruppen gebraucht werden – auch im Außenbereich. Die Medienports befinden sich auf Augenhöhe der Nutzenden im humanoid inspirierten Gerätekopf. Für gutes Handling sorgen große Griffmulden, Feststellrollen sowie ein Interface, das über den Status der Verbindungen sowie Füllstände informiert. Sämtliche Funktionen werden vom Lehrpersonal per RFID freigeschaltet.
JURY STATEMENT
Ein total schlüssiges Konzept für einen zeitgemäßen Unterricht, der sinnlich erfahrbare Experimente einbezieht. Die dezente humanoide Anmutung ist nicht aufgesetzt, sondern ergibt sich aus der logischen Anordnung der Elemente – die halsähnliche Verbindung zum Medienkopf beispielsweise erleichtert das Heranrücken an Tische.
„ES IST GENERELL VON VORTEIL, WENN
KONSTRUKTION UND DESIGN PARALLEL LAUFEN
UND SICH GEGENSEITIG INSPIRIEREN.“
Der Medienbuddy hat eindeutig humanoide Züge. Warum?
SEBASTIAN RIEGER: Die Nüchternheit und Rationalität der Naturwissenschaften schrecken manche Kinder ab. Der Medienbuddy bietet als freundlicher und sympathischer Lernbegleiter einen emotionalen Zugang. So erleichtert er den Einstieg in die ersten eigenen Experimente, motiviert zum Mitmachen und weckt Neugierde. Das Produkt stellt nicht nur die Medien zur Verfügung, sondern macht den Versuch mit.
Stand das so auch als Anforderung im Lastenheft?
SEBASTIAN RIEGER: Die Produktvision war ein mobiles Medienmodul, das unabhängig von der Raumstruktur das Experimentieren im MINT-Unterricht ermöglicht. Denn der Trend in Schulen geht zu flexibleren Raumnutzungen, teils temporären Schulräumen und zu Notlösungen in Containern. Also muss das Modul alle Medien an Bord haben, also Strom und Gas, in Form eines Akkus und einer Gasflasche. Zu Beginn war auch noch Druckluft angedacht. Jetzt haben wir zwei Buddies, einen für Strom und einen für Strom und Gas. Rollen für den flexiblen Einsatz waren auch logisch. Grundfläche und Größe wurden nicht genau bestimmt, sollten sich aber an den bestehenden Standardtischen von Hohenloher orientieren. Es waren also noch viele Punkte offen.
Praktisches Experimentieren scheitert oft an einem übersteigerten Sicherheitsdenken – was kann der Medienbuddy da leisten?
SEBASTIAN RIEGER: Dieser besonderen Herausforderung war sich Hohenloher als Spezialist für die Ausstattung von Bildungseinrichtungen von Anfang an bewusst und ihr auch gewachsen. Da es ein Produkt wie den Medienbuddy noch nicht gab, mussten wir ganz unterschiedliche Sicherheitsvorgaben erfüllen und verbinden. Das begann bei den Größen der Gaskartuschen und Batterien und reichte bis zum Schutz vor Kippen oder Wegrollen. Das Sicherheitskonzept berücksichtigt sowohl die zentrale Freigabe der Medien durch die Lehrkraft als auch die elektronische Feststellbremse. Mittels RFID-Technologie können alle Medienbuddies gleichzeitig ausgeschaltet werden. Für den Ernstfall wurde auch eine zusätzliche Notaussäule entwickelt, die die Buddies stilllegt. Die getrennten Kammern für Gaskartusche und Batterie können nur per Schlüssel geöffnet werden.
Sie haben bei der Entwicklung ausgiebige Tests durchgeführt. Welche Erkenntnis war für Sie überraschend?
SEBASTIAN RIEGER: Die Bestätigung von Seiten der Lehrkräfte und Bildungsträger hatten wir so nicht erwartet. Dass Schüler sich auf den Medienbuddy stürzen und Lust auf die Anwendung haben, war uns klar, aber dass sich wirklich alle Beteiligten sofort hinter das Projekt stellten und die Sinnhaftigkeit und Anwendbarkeit verstanden, hat uns sehr begeistert. Die Lösung eignet sich für akute Bedarfe in Hinblick auf flexible Raumnutzung. Und bei der Planung neuer Schulen ist das Produktsystem perfekt integrierbar.
Kann der Medienbuddy Vorbild für andere mobile Lern- oder Arbeitsplätze sein?
SEBASTIAN RIEGER: Der Trend weg von starren Strukturen und Systemen bleibt. Es spricht vieles für eine mobile Medienversorgung und die flexible Raumnutzung. Das macht den Medienbuddy zum Vorbild für die agile Zusammenarbeit in unterschiedlichen Gruppengrößen und die aufgabenbezogene Raumausstattung bei vollem Funktionsangebot. Zugleich beweist der Medienbuddy, dass ein emotionaleres Design Vertrauen in innovative Technologie aufbauen kann. Der Buddy bewährt sich zum Beispiel auf Messen wunderbar als Gesprächsanlass und weckt durch sein freundliches Gesicht schon im Vorbeigehen das Interesse.
Wie intensiv waren Sie in die technische Produktentwicklung des Herstellers involviert?
SEBASTIAN RIEGER: Auch wenn es im Grund um Laboreinrichtung geht und damit das Kerngeschäft von Hohenloher betrifft, war der Medienbuddy doch ein Schritt ins Unbekannte. Dass wir das Engineering und Produktdesign aus einer Hand bieten konnten, erleichterte die Umsetzung. Kurze Abstimmungswege und ein gemeinsamer Blick aus beiden Perspektiven beschleunigten den Entwicklungsprozess. So fanden wir schnell herstellbare Lösungen für die technische Vorkonstruktion und entwickelten den Touchscreen sowie das zugehörige Interface. Es ist generell von Vorteil, wenn Konstruktion und Design parallel laufen und sich dabei gegenseitig inspirieren. Die Konstruktion muss keine Designentscheidung treffen und umgekehrt auch nicht. Jede Disziplin kann zielgerichtet ihre Aspekte einbringen. Wie sich beim Buddy zeigt, werden so die Lösungen mutiger und unkonventioneller.