Ergebnisse Mia Seeger Preis 2015
Im Rahmen von Focus Open

Für den diesjährigen Mia Seeger Preis reichten Studenten von 27 deutschen Hochschulen insgesamt 68 Exponate und Produkte ein. Studien- und Diplomarbeiten als 3D-Modelle oder grafische Darstellungen, visuell dokumentarisch aufbereitet, hatten sich dem kritischen Urteil der Jury zu stellen.

Zur Teilnahme eingeladen waren Studenten und Absolventen an deutschen Hochschulen aus gestalterischen Studiengängen mit Studien- und Abschlussarbeiten, die in den Jahren 2013 bis 2015 entstanden sind.
Durch einen großzügigen Beitrag des Rat für Formgebung war es der Stiftung möglich, den Mia Seeger Preis 2015 mit insgesamt 10.000 € auszuloben.


Am 18. März wurde über die eingereichten Arbeiten entschieden. Die Jury sprach insgesamt 2 verschieden hoch dotierte Preise sowie zusätzlich 4 Anerkennungen aus. Der soziale Nutzen sowie die Nachhaltigkeit der Produkte spielte neben den üblichen Designkriterien eine entscheidende Rolle.


An der Jury wirkten in diesem Jahr mit:
Prof. Karin Kirsch, Vorsitzende des Stiftungsbeirats, Stuttgart
Elke Weiser, Designerin, Weiser_Design, Stuttgart
Christian Rogge, Senior Industrial Designer, Lunar Europe GmbH, München
Armin Scharf, Freier Journalist, zwomp.de, Tübingen
Oliver Stotz, Industriedesigner, stotz-design.com, Wuppertal

Zur Mia Seeger Stiftung
Mia Seeger (1903 – 1991) war die „Grande Dame“ des Design. Mit der Weißenhofsiedlung 1927 in Stuttgart begann ihre Laufbahn. Bald war sie an weiteren Ausstellungen des Deutschen Werkbundes beteiligt. Die Bundesrepublik hat sie vielfach als Kommissarin zu Triennalen in Mailand entsandt und zur ersten Leiterin des Rat für Formgebung berufen, den sie zwölf Jahre lang führte. Sie war selbst keine Designerin, sondern Design-Vermittlerin und -Beraterin. 1986 rief sie die nach ihr benannte Stiftung ins Leben, deren Zweck die Bildung junger Gestalterinnen und Gestalter ist. Namhafte Sponsoren aus der Wirtschaft haben sich ihren Zielen angeschlossen.
Mit der Absicht, besonders den Nachwuchs im Design zu fördern und ihn dabei zur Auseinandersetzung mit sozialen Fragen aufzufordern, schreibt die Stiftung jährlich den Mia Seeger Preis unter dem Motto „was mehr als einem nützt“ aus. Preise und Anerkennungen beim Mia Seeger Preis sind hervorragende Referenzen für junge Designer, die unter anderem den Weg in den Berufseinstieg ebenen können. Die Publi-kation im weltweit vertriebenen Jahrbuch sowie die Präsentation der ausgewählten Exponate bieten neben der finanziellen Förderung ein zusätzliches Plus für die ausgezeichneten Juniordesigner.

Preisverleihung in Ludwigsburg im Rahmen von „Focus Open“:
war am 16. Oktober 2015, 19 Uhr

Ausstellungslaufzeit:
17. Oktober bis 22. November 2015
im MIK - Museum Information Kunst, Eberhardstraße 1, 71634 Ludwigsburg


Mia Seeger Preis 2015

Urbaner Warentransport – Autonome Fahrzeuge im Stadtkontext


Entwurf
Kai Willenbrock
D-24116 Kiel
k.willenbrock@googlemail.com

Studium/Hochschule
Industriedesign, Bachelor of Arts
Muthesius Kunsthochschule Kiel

Betreuung
Prof. Detlef Rhein
Prof.in Dr. Rosan Chow

Die Städte ersticken bald am Warenverkehr. Mit autonomen Transportern, Lastenrädern und kommunikationsfähigen Containern im Europaletten-Format, mit über die Stadt verteilten Hubs und flexibler Routenplanung ließe sich noch was machen. Im Depot am Stadtrand mit angelieferter Ware befüllt, nimmt der Container den erstbesten Transporter ins Zentrum. Unterwegs wechselt er nach Bedarf an geeigneten Hubs die Route. Nebenbei tankt er dort Energie, die dann seinem Fahruntersatz zugute kommt. Beim letzten Hub ist er am Ziel, oder ein Lastenradfahrer übernimmt ihn und kümmert sich um die kleinteiligere Zustellung.

Jury:
Ein glasklarer Entwurf, schnurgerade vorgetragen. Kühn das Ziel: mit weniger Verkehr mehr Warentransport. Klug die Strategie: Wandel bei laufendem Betrieb – nach und nach lösen die neuen Container-Transporter die alten Lastautos ab. Mäßiger Aufwand und Platzbedarf für die Hubs,
geschickt eingebundenes Energiemanagement, komfortables Rangieren der Container, Behälterwände als kommunizierende Flächen, Weg- und Geschwindigkeitsanzeigen auf der Fahrbahn – das alles sind innovative Merkmale und gescheite Maßnahmen, in die vorhandene Infrastruktur sich einzufügen, sie dann aber auch umzukrempeln, zum Nutzen der Stadt.


Mia Seeger Preis 2015

FARMOR – Kinder-Respirationshilfe für die Nacht

Entwurf
Stefanie Kraut
D-24116 Kiel
stefaniekraut@gmx.de

Studium/Hochschule
Industriedesign, Bachelor of Arts
Muthesius Kunsthochschule Kiel


Betreuung
Prof. Detlef Rhein
Prof.in Dr. Rosan Chow


Ein Kind leidet, seine Lunge ist zu schwach. Ohne Beatmung bei Nacht geht es nicht. Vor dem Einschlafen legt es eine Maske an, deren Rand, die Haftkraft des Geckos nachahmend, sich sanft um Mund und Nase schließt. Von der Maske geht ein 5-Kanal-Schlauchband nach oben, dort flexibel geführt, zur Versorgungs-brücke, die sich über das Kopfkissen spannt. Unter der Aufpolsterung sitzen die notwendigen Technikkom-ponenten, auf der Rückseite, für das Kind unzugänglich, die Anschlüsse zur Wand. Die Neigung lässt sich auf die Größe des Kindes einstellen.


Jury:
Zu Recht hat 'Farmor' zwei Gesichter. Tagsüber abgesenkt am Kopfende des Bettes liegend, fällt es im Tru-bel des Kinderzimmers nicht weiter auf. Nachts aber schafft es, einem Baldachin gleich, einen Raum der Geborgenheit, in dem das Kind darauf vertrauen darf, dass so viel, als es ermessen kann, für seine Gesund-heit, sein Wohlergehen und seine Bequemlichkeit gesorgt ist. Eine kleine nächtliche Szenerie tut sich auf: aus der Kulisse die Zuleitung von heilendem Odem, und in der Bühnenmitte findet die kleine Hauptperson erholsamen Schlaf.

Mia Seeger Preis  - Anerkennung

nimue – eine Rettungsboje



Entwurf
Stefan Hasselwander
D-73760 Ostfildern-Kemnat
stefan.hasselwander@gmx.de

Studium/Hochschule
Industriedesign, Diplom-Designer (FH)
Hochschule Darmstadt

Betreuung
Prof. Justus Theinert

Wer beim Schwimmen in Not gerät, fällt durch panische Bewegungen auf. Das erkennt auch der Rechner bei einer biometrischen Analyse, wenn ihm die Kameras von einer mannshohen Boje aus entsprechende Videos zuspielen. Er warnt dann den Wachhabenden; der gibt Alarm; vom Boden der Boje löst sich eine Unterwas-serdrohne, taucht zum Ertrinkenden hin und fängt ihn in einem ringförmigen Luftkissen auf, als Behelf, bis die Rettungsschwimmer eintreffen. Für den heimischen Pool gibt es eine reduzierte, aus der großen Version abgeleitete Warnboje.


Jury:
Rettungsszenarien für offene Gewässer und Pools, für den Badebetrieb im Sommer und den Eislaufbetrieb im Winter, führen zu einem ausgefeilten Wächtersystem, dessen schöne, geschlossene Gehäuseform an abgeschliffene Flusssteine erinnert und das in Farbe und Markierung bekannte Muster des Rettungswesen zitiert. Auch wenn von neuesten technologischen Errungenschaften tüchtig Gebrauch gemacht ist, von mobiler Datenübertragung über Sensorik bis zu Airbag-Technik, bleibt es bei der Maxime: 'nimue' hilft helfen – den Helfer ersetzt es nicht.

Mia Seeger Preis - Anerkennung

VIVAS – Ein Netztersatzaggregat


Entwurf
Jun Huang
D-8931 Neu-Ulm
jun.huang@me.com


Studium/Hochschule
Industriedesign, Diplom-Designer (FH)
Hochschule Darmstadt


Betreuung
Prof. Tino Melzer


Stromausfall durch Elementarschaden am Fernleitungsnetz; keine Umleitung weit und breit. Ein Netzersatz-aggregat könnte einspringen. Beim Kraftwerk wird es mit dem dort produzierten flüssigen Wasserstoff (als dem energiedichtesten Speichermedium) befüllt und mit dem Sattelschlepper ins Krisengebiet gefahren. Vor Ort erzeugt die Brennstoffzelle leise und abgasfrei elektrischen Strom und speist ihn über den mitgeführten Wechselrichter am städtischen Hauptverteiler ins Ortsnetz ein, bis die Fernleitung wieder hergestellt ist.


Jury:
Dass Strom zur Not auf Rädern in die Stadt kommt, klingt zunächst befremdlich. Genau dafür  aber liegt hier ein schlüssiges Konzept vor, dem ohne weiteres Verlässlichkeit zuzutrauen ist. Kompakt und dem techni-schen Ablauf folgend sind die Komponenten des Aggregats in eine brückenartige Rahmenkonstruktion eingefügt. Sicherheit und Größe verlangen die zentrale Anordnung des Tanks; der Kühlung wegen liegen die Brennstoffzellen oben; und optimaler Bedienung zuliebe schließt der Hänger mit dem Strom-Output-Interface ab.

Mia Seeger Preis 2015 ─ Anerkennung

VOENIX – Vegetationsbrände kultivieren



Entwurf
Danny Stoermer
D-24116 Kiel
danny-stoermer@muthesius.de

Studium/Hochschule
Industriedesign, B.A.
Muthesius Kunsthochschule Kiel

Betreuung
Prof. Detlef Rhein
Prof.in Dr. Rosan Chow

46 Prozent aller Ökosysteme bedürfen des Feuers zur natürlichen Regeneration. Mit 'Voenix' gilt es, die ver-lorene Kulturtechnik des Feuerlegens wiederzubeleben. Auf einer Lichtung steht ein Turm, der Regen- oder Grundwasser und Energie sammelt und walzenförmige, keramikgepanzerte Module mit Wasser, Strom und Brandgranulat versorgt. Bei passendem Wetter schwärmen die Module in den Wald aus, zündeln oder lö-schen, wie es das umweltreaktive System vorgibt. Ihr Zusammenwirken gestaltet den Brand – unter Be-obachtung des Waldhüters aus sicherer Entfernung.


Jury:
Ein kontrolliertes Gegenfeuer legen – so lautet die Zauberformel, wenn beim Waldbrand Löschen nicht mehr hilft. Daraus ist die intelligentere Strategie abgeleitet, dem Großfeuer mit lokalen Kleinfeuern zuvorzukom-men. Das entworfene System kann jetzt auch flexibel auf Vegetationsfortschritte bestimmter Pflanzenarten, auf Sturmschäden, auf den Anfall brennbarer Biomasse oder auf Großwetterlagen reagieren. Derart veran-stalteter milder Waldbrand vitalisiert das Ökosystem und beugt verheerenden Feuersbrünsten vor.

Mia Seeger Preis 2015 ─ Anerkennung


BALLOO – Signalballon und Unfallstellensicherung


Entwurf
David Wojcik
D-86343 Königsbrunn
david.wojcik@hfg-gmuend.de


Studium/Hochschule
Produktgestaltung
Hochschule für Gestaltung Schwäbisch-Gmünd

Betreuung
Manuel Perez


Auf dem Rockkonzert bricht mitten in der Menge ein Zuhörer zusammen. Dann funkt die Security den Notarzt an und zieht auch gleich 'Balloo' aus der Gürtelschlaufe. Ein Knopfdruck, ein Ruck am Griffloch, und ein heliumgefüllter Signalballon steigt hoch, mehr als anderthalb Meter über die Köpfe der Menschen. Eine blinkende LED steigt mit hoch. Sie beleuchtet den Ballon und den nachgezogenen Folienschlauch. Am Boden zieht ein Laser um den Hilflosen einen Lichtkreis.


Jury:
Zwiefacher Nutzen. Unübersehbar für den Rettungsdienst ist die Unfallstelle über der
wabernden Menschenmenge markiert, und vor Ort ermahnt der Laser-Ring die Umstehenden, Abstand zu halten. Das Gerät ist handlich wie eine Stabtaschenleuchte, ebenso einleuchtend zu bedienen, wirksam bei Tag und Nacht. Auch Details sind gründlich bedacht: Falls das Gewicht, etwa bei Wind, nicht ausreicht, den Ballon festzuhalten, kann ein herausziehbares Gummiband Abhilfe schaffen.
Mia Seeger Preis

Preisträger

Ergebnisse des Mia Seeger Preis 2014 waren vom 27. September bis 9. November 2014 im MIK, Ludwigsburg zu sehen. Mehr zu den Preisträgern...