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Interior
Tau
Hocker

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HERSTELLER
Pozsgai Möbelschreinerei
Heitersheim
pozsgai.de

DESIGN
Inhouse


Ein Hocker ist meist nicht nur ein Sitzmöbel, sondern viel mehr. Er kann als Ablage dienen, als Leiterersatz, als Spieltisch, als Nachttisch – um nur einige Optionen zu nennen. Es handelt sich um eine Art Universalmöbel, das sich auf unterschiedlichste Weise aneignen lässt, im besten Sinne multifunktional ist.

Tau ist die zeitgemäße Interpretation eines ganz traditionellen Möbels und in zwei Größen erhältlich, also mal eher Schemel, mal Hocker. So vereinfacht das Möbel an sich ist, so einfach ist auch der Zusammenbau. Die Beine aus geölter Eiche werden lediglich in die Sitzfläche eingesteckt. Für Fixierung und Aussteifung sorgt ein Polypropylen-Seil: in sich verdrillt, verspannt es die Beine gegeneinander und verhindert so deren Herausfallen. Dank dieses fast schon spielerischen Prinzips kann der Hocker werkzeuglos von den Nutzenden selbst montiert werden – und lässt sich platzsparend lagern sowie versenden.


JURY STATEMENT
Ein durch die Verschnürung genial simples Produkt, handwerklich gedacht und konzipiert, extrem modern und in sich wunderbar stimmig. Mit seiner Vielseitigkeit ist der Hocker ein Art Gegenentwurf zu den vielen spezialisierten Produkten, die uns angeboten werden. Anders als bei den meisten Möbeln ist auch die Ansicht von unten erfreulicherweise gestaltet.
Raphael Pozsgai, Inhaber, Pozsgai Möbelschreinerei
 

„Für mich ist das
Handwerk die Grundlage 
für jede Gestaltung.“

Ein Hocker ist ein sehr minimalistisches Möbel – wieso haben Sie den Typus aufgegriffen?

RAPHAEL POSZGAI: In Sachen Sitzkomfort ist ein Stuhl dem Hocker zwar dank seiner Rückenlehne deutlich überlegen. Kommen jedoch Aspekte wie Platz, besser gesagt Platzmangel, oder eine Mehrfachnutzung als Beistellmöbel, Nachtkästchen oder Trittschemel hinzu, dann wird der Hocker zum echten Helfer im Haushalt. Und beim kurzzeitigen Sitzen wird die Rückenlehne sowieso überflüssig. Kurze Besprechungen gehen dann tatsächlich locker vom Hocker.
 

Was hat Sie eigentlich auf die geniale Idee der Verschnürung gebracht?

RAPHAEL POSZGAI: Die Not, eine Lösung zu finden. Denn wir wollten einen Hocker bauen, der wenig Lagervolumen in Anspruch nimmt und von den Kund:innen einfach zusammengebaut werden kann. Und klar, wir wollten auch etwas Cooles und Neues.

Die Verwendung eines Seils im Möbelbau war uns bereits bekannt. Beim Experimentieren haben wir dann auf spielerische Art und Weise herausgefunden, dass man die Hockerbeine wie Klüpfel oder Schlägel verwenden und so die notwendige Spannung aufbauen kann. Es war also Zufall.
 

Der Hocker „Tau“ kann einfach zusammengebaut werden.
 

Tau fertigen Sie – wie alle Ihre Produkte – im handwerklichen Maßstab. Welchen Einfluss hat das auf das Design?

RAPHAEL POSZGAI: Für mich ist das Handwerk die Grundlage für jede Gestaltung. Ich entwerfe nur, was ich in unserer Werkstatt auch handwerklich herstellen kann. Außerdem bin ich bemüht, einen roten Faden sichtbar zu machen, der sich durch meine Produkte zieht.
 

Und wie würden Sie diesen roten Faden beschreiben?

RAPHAEL POSZGAI: Hm, gute Frage. „Reduce to the max“ hieß es mal in der Smart-Werbung. Dieses Motto passt für mich sehr gut in viele Lebensbereiche und ist zur Richtschnur in Sachen Gestaltung geworden. Ich versuche, traditionelles Handwerk mit zeitgemäßem Design zu kombinieren. Konkret heißt das, ich verbinde ein markantes handwerkliches Detail mit einer reduzierten Form. Außerdem reizt mich die Kombination eines Holzwerkstoffs mit Farbe und Massivholz. Bei Tau ist das Linoleum auf Multiplex und Eichenholz.
 

Sie gehören zu einer Gruppe von Unternehmen, die sich für die regionale Produkt- und Baukultur des Schwarzwalds engagieren. Wie muss man sich das vorstellen?

RAPHAEL POSZGAI: Es ist ein Verbund von Handwerker:innen, Planer:innen und Architekt:innen, aus dem Schwarzwald oder der direkten Umgebung, die sich im sogenannten Weißtannenraum zusammengefunden haben. Im Prinzip möchten wir für unsere Region umsetzen, was den österreichischen Nachbarn mit dem Werkraum Bregenzer Wald bereits gelungen ist. Wir wollen die lokale Holzbaukultur und alles, was damit zusammenhängt, stärken, also Kompetenzen bündeln, den Schwarzwald als lokale Marke fördern und nutzen, alte Bausubstanz erhalten und technisch sowie gestalterisch vorausdenken.
 

Was bedeutet eine Auszeichnung wie der „FOCUS Gold“ für Ihre Arbeit?

RAPHAEL POSZGAI: Ich denke mir als Gestalter etwas aus, weil ich meine, dass es gut wird. Ich gehe einen Weg, um am Ende irgendwo anzukommen. Das Ende ist zunächst nicht in Sicht, also imaginär. So weiß ich nie, ob die Idee am Ende des Wegs Murks oder Gold ist. Wichtig ist dabei die Intuition, aber auch der Rat meiner Frau. Der „FOCUS Gold“ ist für mich deshalb eine sehr große Würdigung meiner Arbeit. Ich hatte zwar auf einen Preis gehofft, aber ganz sicher nicht mit Gold gerechnet!

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Pozsgai Möbelschreinerei

Raphael Pozsgai entwickelt und produziert in seiner Heitersheimer Schreinerei Möbel, die traditionelle Vorbilder mit zeitgemäßen Elementen verbinden. Zusammen mit anderen Handwerker:innen und Planer:innen der Weißtannenraum-Gruppe setzt er sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der regionalen Bau- und Handwerkskultur ein.

Bereits 2020 wurde er mit dem Focus Special Mention für den Tübinger Stuhl 2.0 ausgezeichnet.

pozsgai.de
weisstannenraum.de
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