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Materials & Surfaces
Novum 3D
Rucksack

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HERSTELLER
Vaude Sport GmbH & Co. KG
Tettnang
vaude.com

DESIGN
Inhouse


Rucksäcke bestehen bislang aus unterschiedlichsten Materialien mit jeweils spezifischen Eigenschaften – das erschwert aber das Recycling.

Einen neuen Weg zeigt dieser Rucksack auf – er setzt sich aus nur einem thermoplastischen TPU-Kunststofftyp zusammen und ist damit ein Monomaterial-Produkt. Die materialreduzierten Rückenpolster werden per 3D-Druck erstellt, ihre Härte lässt sich über der Dichte ihrer Wabenstruktur einstellen. Der durch Aufrollen wasserdicht verschließbare Packsack, die Schulterriemen und der Hüftgurt bestehen aus miteinander verschweißten TPU-Folienteilen. Schnallen und weitere Elemente aus anderen Kunststoffen lassen sich leicht trennen. Der Rucksack ist das Ergebnis eines materialzentrierten Entwicklungsprozesses, an dem neben der Design- und Innovationsabteilung des Herstellers auch externe Spezialisten aus der Kunststoff-Forschung eingebunden waren.

Noch nicht in der Serienproduktion, dient der Rucksack als Showcase zur Erprobung und Marktabklärung.


JURY STATEMENT
Dieser sehr leichte Rucksack liefert ein beeindruckendes Beispiel für die Konzeption von Monomaterialprodukten. Hier werden Lösungen für künftige Kreislaufprozesse aufgezeigt – und für ein Lifecycle-Denken, welches das Ende der Nutzung berücksichtigt. Die Transparenz des Packsacks ist ein ungewöhnliches und zugleich mutiges Statement.
Philipp Ziegler, Teamleiter Produktdesign, Vaude Sport GmbH & Co. KG
 

„Das Ziel war nicht,
einen konventionellen Rucksack
identisch nachzubauen.“

Was war für Sie die Motivation, den Typus des Rucksacks neu anzugehen?

PHILIPP ZIEGLER: Wir sind bereits seit einer Weile auf dem Weg hin zu zirkulärer Produktgestaltung und werden unsere Kollektionen Stück für Stück umstellen. Rucksäcke sind für Vaude schon immer ein Kern des Sortiments, weswegen wir uns gerne der Herausforderung eines zirkulär gestalteten Rucksacks stellen wollten.
 

Welche Anforderungen lagen der Konzeption zugrunde?

PHILIPP ZIEGLER: Beim „Novum 3D“ handelt es sich um ein Showpiece, daher hatten wir bei der Erstellung des Anforderungsprofils mehr Freiheiten. Neben der Sortenreinheit war eine der Hauptanforderungen die Nutzung innovativer Fertigungsverfahren unserer hauseigenen Manufaktur in Obereisenbach. Schnell fiel die Wahl auf das Material TPU, da man mit diesem thermoplastischen Kunststoff das Hochfrequenz-Schweißverfahren nutzen kann. So konnten wir hier am Standort einen wasserdichten Packsack generieren und die 3D-gedruckten TPU-Rückenpolster direkt aufschweißen.
 

Inwieweit waren dabei Material- sowie Recycling-Expert:innen involviert?

PHILIPP ZIEGLER: Intern wie extern waren Expert:innen involviert, was unbedingt nötig ist, wenn man mit einem innovativen Produktkonzept völliges Neuland betritt. Mit externen Partnern haben wir beispielsweise eine spezielle TPU-Folie entwickelt und die 3D-gedruckten Polsterungen umgesetzt. Die internen Expert:innen aus unserer Innovationsabteilung waren zudem im engen Austausch mit Recyclingspezialist:innen aus der Kunststoffbranche.
 


Detail Rucksack „Novum 3D“
 

Verglichen mit traditionellen Rucksäcken mit ihren vielen Fächern, Öffnungen und Elementen kommt der „Novum 3D“ geradezu spartanisch daher. Weshalb?

PHILIPP ZIEGLER: Das Ziel war nicht, einen konventionellen Rucksack identisch nachzubauen, sondern ein Showpiece zu schaffen, das bewusst polarisiert und dadurch eine Strahlkraft entwickelt. Bei der Entwicklung zirkulärer Produkte muss nahezu jedes Detail neu gedacht werden. Dazu gehört auch, Funktionen zu vereinen und Unnötiges wegzulassen. Wobei der erste, minimalistische Eindruck täuscht, denn der „Novum 3D“ ist ein voll wasserdichter Rucksack mit relativ komfortablem Tragesystem und einem variablen Packvolumen. Die Organisation im Inneren fehlt, das stimmt.
 

Auch das TPU-Folienmaterial ist in diesem Kontext neu. Welche Rückmeldungen von Tester:innen haben Sie bekommen?

PHILIPP ZIEGLER: Gerade das Hauptmaterial, die milchig durchsichtige TPU-Folie polarisiert enorm. Das war uns aber bewusst. Die Rückmeldungen der Nutzer:innen reichen von völliger Begeisterung („wirkt total futuristisch“) bis hin zu absoluter Entrüstung („man kann ja den ganzen Inhalt sehen“).
 

Wie steht es um die Reparierbarkeit, die im Outdoorbereich immer mehr erwartet wird?

PHILIPP ZIEGLER: Die Reparierbarkeit stand nicht im Fokus. Denn der Rucksack dient uns als Türöffner für zirkuläre Produkte und ist als eine Art Experiment zu sehen.
 

Werden Sie den Rucksack weiterentwickeln und auf dem Markt einführen? Wird das Prinzip auf andere Produkte transferiert?

PHILIPP ZIEGLER: Wir sind derzeit tatsächlich dabei, das Prinzip des Rucksacks auf Serienprodukte zu übertragen. Zirkulär gestaltete Kollektionen wird es bei Vaude zukünftig unter dem Titel „Rethink“ immer häufiger geben. Manche – eher niederkomplexe Produkte – werden ganz aus einem langlebigen Monomaterial gefertigt sein, andere zerlegbar und voll reparabel.
 

Vaude Sport GmbH & Co. KG

Die Vaude Sport GmbH & Co. KG wurde 1974 gegründet, zu den ersten Produkten gehörten Rucksäcke für den Bergsport. Seit 2009 führt die Tochter des Gründers, Antje von Dewitz, das Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Seit 2012 ist das Unternehmen am Standort Obereisenbach klimaneutral, seit 2022 ist zudem das komplette Produktsortiment klimaneutral. Aktuell nicht vermeidbare Emissionen werden kompensiert. Für faire Produktionsverhältnisse in Fernost wurde das Unternehmen 2015 von der Fair Wear Foundation mit dem Leader-Status ausgezeichnet.

vaude.com
 
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