Interview: Armin Scharf
Fotos: Einmaleins GmbH

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EINMALEINS GMBH ERFOLGSGESCHICHTEN
Nachhaltigkeit wird auch im B2B-Bereich wichtiger

Seit bald 30 Jahren ist die Designagentur Einmaleins eine feste Größe, nicht nur im B2B-Bereich. Ein Gespräch über das heutige Designverständnis und künftige Anforderungen.

Auf den ersten Blick ist Einmaleins primär ein Büro für klassisches Industriedesign. Doch die Agentur in Burgrieden bei Ulm ist weit breiter aufgestellt und bietet ihren Kunden auch Grafikdesign und natürlich User Interface Design – im Sinne einer ganzheitlichen Projektentwicklung.

1995 gegründet, wurde die 16-köpfige Agentur vielfach ausgezeichnet. Geschäftsführer Marc-Gregor Weidt und Judith Tenzer waren bereits aktiv als Experte und Expertin in der Jury des Internationalen Designpreis Baden-Württemberg FOCUS OPEN vertreten.

Lieber Herr Weidt, nächstes Jahr können Sie ein Jubiläum feiern, vor 30 Jahren gründeten Sie die Designagentur. Was hat sich denn in dieser Zeit aus Ihrer Sicht verändert?

MARC-GREGOR WEIDT: Die Themen im Design verändern sich eigentlich ständig. Aber tatsächlich lag der Fokus in den Anfangsjahren häufig auf der reinen Ästhetik und Funktionalität des Produktes. Design galt in erster Linie als Mittel zur Differenzierung im Markt, entsprechend ging es um Form, visuelle Attraktivität und Produzierbarkeit. Im Laufe der Jahre haben sich die Anforderungen und Erwartungen jedoch deutlich erweitert. Heute geht es zentral um Themen wie User Experience, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Der Designprozess ist umfassender und interdisziplinär geworden, der Mensch ist als Nutzer stärker in den Mittelpunkt gerückt. Zudem beeinflussen neue Technologien wie KI und Virtual Reality das Design, indem sie erweiterte Möglichkeiten der Gestaltung und Interaktion bieten. Auch die Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Bestandteil des Designprozesses. Kurzum: Design hat sich von einer ästhetischen Disziplin zu einer strategischen Querschnittsfunktion entwickelt, die sowohl Innovationen vorantreibt als auch entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beiträgt.
 


Unser Interview-Partner Marc-Gregor Weidt, Dipl. Designer (FH) ,Geschäftsführer Einmaleins GmbH und Mitglied der FOCUS OPEN Jury 2022.
 

Sie widmen sich vor allem der Gestaltung von Investitionsgütern – welche Aspekte stehen hier aktuell im Mittelpunkt?

MARC-GREGOR WEIDT: Wir kümmern uns heute vor allem um Themen wie die kosteneffiziente Produzierbarkeit, die Markenidentität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Dies sind wichtige Aspekte für die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft unserer Kundinnen und Kunden aus dem Investitionsgüterbereich. Mit unserer Gestaltung unterstützen wir beispielsweise die Automatisierung von Prozessen, deren Effizienz und verbessern auch die Interaktion zwischen Anwender und Maschine.
 

Und wie steht er hier um die angesprochene Nachhaltigkeit?

MARC-GREGOR WEIDT: Bei Investitionsgütern stellt sich diese etwas anders dar als im Consumerbereich. Es geht wesentlich darum, Anlagen oder Maschinen so zu gestalten, dass sie eine längere Lebensdauer haben, leichter repariert sind oder recycelt werden können. Im Vordergrund steht meist die Wirtschaftlichkeit, aber es ist klar, dass die Nachhaltigkeit im B2B-Bereich immer wichtiger wird. Als Designerinnen und Designer müssen wir weiterdenken und unseren Kundinnen und Kunden innovative Optionen anbieten.
 

Welche Stellschrauben bieten sich Ihnen da konkret?

MARC-GREGOR WEIDT: Wie gesagt, es geht vor allem um Langlebigkeit, Effizienz und Wiederverwendbarkeit. Unser Designansatz setzt auf eine gezielte Materialauswahl, auf langlebige, recycelbare und umweltfreundliche Materialien, die den ökologischen Fußabdruck minimieren und zugleich die Lebensdauer der Produkte verlängern. Modulare Designs, wie zum Beispiel für die Verpackungsmaschine „Koch medplus“, ermöglichen eine einfache Reparatur, den Austausch oder die Aufrüstung von Komponenten. Das zahlt auf die Langlebigkeit und die Reduzierung von Abfall ein. Gemeinsam mit den Entwicklungsabteilungen unserer Kundinnen und Kunden optimieren wir die Energieeffizienz der Maschinen. Nicht vergessen sollte man hier übrigens den positiven Einfluss eines ergonomischen und benutzerfreundlichen Designs. Es fördert die Wertschätzung, den effizienten Einsatz, verringert Fehlbedienungen und erhöht so die Lebensdauer. Zudem ist Ergonomie gut für die Gesundheit aller, die mit den Geräten arbeiten.
 


Ein Beispiel für Modulare Designs: die Verpackungsmaschine „Koch medplus“, die eine einfache Reparatur, den Austausch oder die Aufrüstung von Komponenten ermöglicht.
 

Das bedeutet, dass die Entwicklung komplexer und zugleich spezifischer wird. Kann das Design da seinen Anspruch, Querschnittsdisziplin und Innovationstreiber zu sein, aufrecht erhalten?

MARC-GREGOR WEIDT: Ja, absolut. Design ist dynamisch und anpassungsfähig, sodass es sich an neue Anforderungen und Technologien anpassen und kontinuierlich als Innovationstreiber wirken kann. Gerade in einem solchen Kontext ist das Design immens wichtig. Denn Design verbindet verschiedene Disziplinen wie Technik, Marketing, Nutzerforschung oder Vertrieb – also alle Stakeholder. Wir helfen, komplexe Anforderungen zu integrieren und sicherzustellen, dass das Endprodukt sowohl funktional, nutzerorientiert als auch herstellbar ist. Eine der Stärken von Designerinnen und Designern liegt in der Fähigkeit, Komplexitäten zu reduzieren und Systeme verständlich wie auch benutzerfreundlich zu gestalten. Dies ist entscheidend, um Produkte intuitiv und zugänglich zu machen, selbst wenn sie technisch sehr anspruchsvoll sind. Wir bringen zudem die benutzerorientierte Perspektive ein, sorgen also dafür, dass Innovationen nicht nur technologisch fortschrittlich, sondern auch relevant für die Benutzer sind
 

Das setzt voraus, dass Wissen und Skills permanent auf dem neuesten Stand sind. Wie schaffen Sie das?

MARC-GREGOR WEIDT: Wir setzen auf die Kombination von kontinuierlichem Lernen, Austausch und Praxis. Wir sind sehr aktiv in Branchennetzwerken wie dem VDID (Verband Deutscher Industriedesigner e.V.), suchen den Dialog und nehmen regelmäßig an Konferenzen und Workshops teil. Wir besuchen Messen, um die neuesten Trends und Entwicklungen in Design, Technologie und Nachhaltigkeit zu verfolgen, tauschen uns mit den Expertinnen und Experten und im Netzwerk aus. Zudem investieren wir in die Weiterbildung unseres Teams. Auch hier geht es vor allem um neue Materialien, Fertigungstechniken und digitale Innovationen. Das Digitalisierungszentrum Ulm ist hier ein wichtiger Anlaufpunkt für uns. All diese Erkenntnisse fließen dann direkt in unseren Designprozess ein.
 


Um Wissen und Skills permanent auf dem neuesten Stand zu halten ist Einmalein im ständigen Austausch Kundinnen, Kunden, Partnerinnen und Partnern.
 

Trotz Ihres Industriedesign-Schwerpunktes bieten Sie auch Grafikdesign an. Wie passt das zusammen?

MARC-GREGOR WEIDT: Durch die Kombination von Industriedesign, Grafikdesign und Digitaldesign können wir Produkte und Dienstleistungen so gestalten, dass sie in ihrer Gesamtheit ansprechend, funktional und technisch ausgereift sind. Die Kundinnen und Kunden haben einen Ansprechpartner für alle Disziplinen, der Initialaufwand bleibt für ihn überschaubar. Alle Aspekte eines Projekts – von der Produktentwicklung über die Visualisierung bis hin zur Benutzeroberfläche – sind so nahtlos aufeinander abgestimmt. Für unsere Auftraggeberinnen, Auftraggeber, Partnerinnen und Partner bedeutet dies eine effizientere Umsetzung ihrer Projekte und einen klaren Zeit-, Kosten- und Wettbewerbsvorteil, da sie alles aus einer Hand erhalten.
 

Für Trotec arbeiten Sie schon seit mehr als acht Jahren, für andere Kundinnen und Kunden noch länger. Hat sich die Designkultur in den Unternehmen in dieser Zeit tatsächlich verändert?

MARC-GREGOR WEIDT: Ja, deutlich. Vor 30 Jahren war Design oft nur ein nachträglicher Gedanke im Entwicklungsprozess, nach dem Motto „macht mal schön“. Heute wird Design als strategischer Faktor gesehen, der den Erfolg eines Produkts wesentlich beeinflusst. Unternehmen haben den Wert von gutem Design erkannt, nicht nur in Bezug auf Ästhetik, sondern auch auf Benutzerfreundlichkeit und Markenidentität. Die Zusammenarbeit mit Designerinnen und Designern ist intensiver und integrativer geworden.
 

Eine ganz andere Frage: wie relevant sind Designawards wie der FOCUS OPEN für Sie und Ihre Kundinnen und Kunden?

MARC-GREGOR WEIDT: Die sind sehr wichtig – für unsere Auftraggeber und Auftraggeberinnen und auch für uns selbst. Denn sie machen die Qualität der Produkte sowie die Innovationskraft der Unternehmen sichtbar, stärken das Vertrauen in unsere Arbeit und unterstützen das Marketing unserer Kundinnen und Kunden. Nicht zuletzt sind sie eine wertvolle Anerkennung und ein nicht unerheblicher Motivationsfaktor für alle Projektbeteiligten – sowohl bei unseren Kundinnen und Kunden wie bei uns.
 


Judith Tenzer, Dipl. Designer (FH), Projektmanagement – Produkt Design Einmaleins GmbH und Mitglied der FOCUS OPEN Jury 2023.
 

EINMALEINS GMBH

1995 gegründet, arbeitet die Designagentur für Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Im Zentrum des Portfolios steht klassisches Industriedesign, das aber weitere Disziplinen im Sinne eines ganzheitlichen Leistungsangebots ergänzen.


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